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Was Gott gerade tut

Die Welt vor unserer Haustür

Schrill dröhnt die Messingglocke, als sie von einem gerade ankommenden Inder mit einem kräftigen Schlag in Schwingung versetzt wird. Beide Hände vor seiner Brust zusammengepresst verbeugt er sich tief vor einer reichverzierten und mit bunten Stoffen behangenen Statue einer Hindugöttin. Andächtig schreitet er im Uhrzeigersinn um die Göttin, die auf einem Marmorsockel thront; sich immer wieder tief verneigend, seine Augen ständig auf das blassblaue Gesicht gerichtet, umrundet er die Statue. Jetzt kniet er sich vor ihr nieder, wobei die Stirn den Boden berührt. Andächtig verharrt er ein paar Augenblicke in dieser Position, bis er sich wieder aufrichtet, die Glocke über ihrem Haupt abermals mit einem kräftigen Schlag in Schwingung versetzt, um dann weiter zur nächsten Statue zu gehen, die nur etwa einen Meter entfernt steht. Dort ‚grüßt‘ Ganesh, der Gott mit dem Elefantenkopf.
Ich sitze im hinteren Teil des mit vielen, meist roten Orientteppichen ausgelegten Gebetsraumes im Hindutempel in Hamburg-Rothenburgsort und beobachte die Gläubigen, die ein- und ausgehen. Andächtig sitzt ein etwa 65-jähriger Mann neben mir auf einem Stuhl. Durch leichtes Kopfnicken gibt er mir zu verstehen, dass er mich wahrgenommen hat. Im Stillen bete ich für ihn und die anderen Anwesenden, die ein- und ausgehen, Gläubige jeden Alters und Geschlechts. Während ich bete, umrunden drei Mädchen im Vorschulalter die Statuen und verrichten ihre Gebete. Für was sie wohl beten?

Seit knapp zehn Jahren lebe und arbeite ich Hamburg, dem Tor zur Welt, mit seinen mehr als 1,9 Millionen Menschen, die aus mehr als 180 Ländern kommen und von denen über 760,000 (ca. 39 %) eine Zuwanderungsgeschichte haben. Hamburg ist bunt und vielfältig und durch den Hafen war diese Stadt schon immer mit Menschen aus allen Erdteilen verbunden. Diese Weltbürger bringen eine Vielzahl an Glaubenstraditionen und Frömmigkeiten mit. So gibt es mittlerweile in Hamburg 4 Hindutempel, 3 Sikh Gurdwaras und die ca. 50 Moscheen zeugen von einer religiösen Vielfalt. Hamburg gilt auch als eine Hochburg des Buddhismus in Europa. Vor über hundert Jahren wurde hier die erste buddhistische Gemeinschaft gegründet. Heute existieren in unserer Stadt mehr als 50 buddhistische Zentren und Gruppen verschiedener Schulen.
Es ist spannend zu sehen und zu erleben, welch geistlicher Reichtum in unserer Stadt lebt. Eine Tatsache ist, dass jeden Sonntag in unseren Großstädten mehr Christen mit Zuwanderungsgeschichte Gottesdienste feiern als deutsche Christen. Diese Christen bringen eine Leidenschaft und Begeisterung mit, die uns guttut. Sie scheuen sich nicht in Einkaufspassagen oder öffentlichen Plätzen, wie dem Hansaplatz oder am Jungfernsteg, mit Liedern und Kunstaktionen mit Passanten ins Gespräch zu kommen oder für persönliche Nöte zu beten. In der Vergangenheit waren diese Geschwister oft auf sich selber gestellt. Sie wurden in unseren Städten nicht wahrgenommen und ihr Anliegen, Deutschland zu re-evangelisieren, nicht ernst genommen. Eine ganz besondere Rolle nehmen die Kinder dieser Geschwister ein. Sie, die 2. Generation, sind Brückenbauer zwischen den Kulturen und Gemeinden ihrer Eltern und den deutschen Gemeinden. In Hamburg gibt es verschiedene übergemeindliche Gruppen mit ganz viel Potential und einem Herzensanliegen, gemeinsam die Stadt zu verändern. Man schätzt, dass sich allein 100 Gemeinden mit Geschwistern aus Afrika jeden Sonntag in Hamburg versammeln. Sie sind nicht nur bekannt dafür, dass sie leidenschaftlich für Hamburg und Deutschland beten, sondern auch dafür, dass diese Gemeinden einen wichtigen Beitrag zur Integration der Menschen aus dem afrikanischen Kontinent leisten.

Durch die Migrations- und Flüchtlingsbewegungen der letzten Jahre hat sich ein weiteres Phänomen gezeigt. Menschen aus ehemals dem Evangelium verschlossenen Ländern stehen plötzlich ‚vor unserer Haustür‘ und wir begegnen ihnen beim Einkaufen, in der Uni oder im Flüchtlingsheim. In den vergangenen Jahren ließen sich in Hamburg mehrere Hundert Flüchtlinge taufen und sind jetzt Teil von multikulturellen oder auch deutschen Gemeinden. Einige dieser Christen sind Leiter von Hausgemeinden oder leiten wertvolle Dienste in deutschen Gemeinden und in der Stadt.

Gott macht uns ein weiteres Geschenk in Hamburg! Er sendet Missionare nach Hamburg, mit dem Anliegen, gemeinsam mit Einheimischen zusammen zu arbeiten, dass das Reich Gottes sich weiter ausbreitet. In Hamburg sind zurzeit mehr als 70 Missionare in ganz unterschiedlichen Diensten tätig. Sie sind ein Geschenk für unsere Stadt. Eine Missionarin aus Malaysia zeigte mir vor ein paar Jahren ein Infoheft ihrer Gemeinde, wo Hamburg auf einer Weltkarte eingezeichnet ist, damit ihre Gemeindeglieder zu Hause nicht vergessen für sie und Hamburg zu beten. Mir wurde wieder neu bewusst, dass Gott auf vielen Ebenen in unserer Stadt wirkt. Er zieht die Fäden, beruft und sendet Menschen, die dann zu uns kommen. Hinter jedem dieser 70 Missionare stehen Gemeinden, Familien und Christen, die für sie und Hamburg beten. Wie viel Gebet das allein für Hamburg ist!

Auch die wachsende Zahl von internationalen Studenten in Hamburg, bieten hervorragende Möglichkeiten in Menschen aus vielen Kulturen zu investieren. Sie werden eines Tages einmal Verantwortung übernehmen, entweder hier in Deutschland oder in ihren Herkunftsländern. Viele davon kommen aus Ländern, wo es schwierig ist sich für den christlichen Glauben zu öffnen. Hier in Hamburg haben sie die Möglichkeit sich losgelöst von Familien, Freunde und Religionsgemeinschaften mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen. Seit einigen Jahren gibt es eine Gruppe von internationalen Missionaren und Christen, die diesen Menschen mit viel Liebe und Hingabe dienen und dazu beitragen, dass diese Menschen Gottes Liebe in Wort und Tag erleben können.

Es ist mittlerweile so, dass unerreichte Volks- und Religionsgruppen, wie Hindus, Sikhs oder Muslime aus dem Orient nicht mehr am ‚Ende der Welt‘ wohnen, sondern in Harburg, am Steindamm, in St. Georg, Billstedt, Wilhelmsburg oder Rothenburgsort zu Hause sind. Sie sind unsere neuen Nachbarn. Es ist mein Anliegen, dass wir in Hamburg mit unserem Netzwerk Gemeinsam für Hamburg diese, bisher meist unerreichten Gruppen wahrnehmen, für sie beten, in Beziehung zu ihnen treten und ihnen Gottes Liebe in Wort und Tat weitergeben.

Eine Bibelstelle aus Apostelgeschichte 17:26+27 ist mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig: „Er hat den einen Menschen geschaffen, von dem alle Völker auf der ganzen Erde abstammen. Er hat auch bestimmt, wie lange und wo jeder Einzelne von ihnen leben soll. Das alles hat er getan, weil er wollte, dass die Menschen ihn suchen. Sie sollen ihn spüren und finden können. Und wirklich, er ist jedem von uns ja so nahe!“ Ich bin überzeugt davon, dass es Gottes gute Absichten sind, dass diese Menschen in unserer Nachbarschaft leben, weil es hier viele Christinnen und Christen gibt, die Gottes Liebe spürbar und tatkräftig weitergeben können an viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.

Betet, dass Gott die vielen noch unerreichten Volks- und Religionsgruppen in unserer Stadt durch unser Leben und Zeugnis berührt, sodass sie ihn finden können.

Ich habe Hoffnung für Hamburg, denn Gott ist am Wirken in unserer Stadt und so dürfen auch wir Menschen der Hoffnung sein. Gott schafft Neues! „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?“ (Jesaja 43,18 + 19a)

Thomas Hieber
Leiter für interkulturelle Zusammenarbeit bei Gemeinsam für Hamburg

Thomas arbeitet seit fast 10 Jahren bei Gemeinsam für Hamburg.

Er engagiert sich für das Wohl und die Zusammenarbeit von Geschwistern, Kirchen und Gemeinden aus verschiedenen Kulturen. Er unterstützt Leiterinnen und Leiter mit Zuwanderungsgeschichte und berät internationale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hamburg. Zuvor war er im kulturübergreifenden Dienst in Ostafrika tätig und arbeitete beim Netzwerk “Gemeinsam für Berlin”. 

In seiner Freizeit liebt er Gartenarbeit, insbesondere das Pflegen seiner Weinreben, und genießt die Natur, das Meer und das Sammeln von Treibholz

‍Das Gebetshaus Hamburg existiert, um Kirchen auszurüsten, anzufeuern und zu unterstützen im Gebet und in der Anbetung zu stehen, damit sie stark und befähigt sind in ihrem göttlichen Potential und ihrer Bestimmung zu agieren.
Des Weiteren sehnen wir uns danach, dass Gott 24/7 angebetet wird.

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