König im Stall
Was bedeutet es für dich, dass Gott als kleines, verletzliches Kind zu uns kam und nicht als König?
So antwortet Andreas Kraft:
Zugegeben, als Pastor ist mir diese Frage immer wieder begegnet. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: Gott kommt zu uns in seiner Liebe, und er kommt schwach, verletzlich, abhängig.
Trotzdem hat sie nichts von ihrer Faszination verloren: Das Kind in der Krippe, die Niedrigkeit und Armut, die Flucht gleich nach der Geburt, die zuvor verblüffende Mischung der Besucher im Stall – einfache Hirten, nach heutigen Maßstäben wohl eher furchteinflößend, dann Magier aus weiter Ferne, aus denen wir doch lieber „die heiligen drei Könige“ gemacht haben …
Gott macht von Anfang an deutlich, dass seinem Sohn Jesus nichts erspart bleibt in seiner Sendung auf unsere Erde. Das volle Programm an Not, Leiden, Angst und Sorge – nichts wird vermieden oder umgangen. Das Leben Jesu wird bis hin zu seinem Tod eine fortlaufende Identifikation mit unserer Wirklichkeit und Gottesferne mit allen daraus resultierenden Folgen. Keine Not, die er nicht kennt, keine Träne, die er nicht versteht, kein Schmerz, der nicht auch sein Herz durchbohrt hätte! Deshalb wird er zurecht „Heiland“ genannt, „Retter“ – im Glauben an ihn empfange ich Frieden und Vergebung, Heilung und Zukunft.
Dieses verletzliche, kleine Kind fordert meinen Stolz heraus. Deshalb ist es gar nicht so überraschend, dass die „fromme Elite“ Israels im Stall nicht auftauchte, wohl aber die Geringen, Verachteten – und die ganz und gar Unerwarteten! Jesus ist die richtige Adresse für alle, die den Mut haben zuzugeben, dass sie es allein eben doch nicht schaffen. Ein kleiner Schritt für den einen, eine große Überforderung für den anderen. Aber eine Einladung für alle!
Übrigens: an einer Stelle ist die Frage nicht ganz richtig… Gerade in seinem Kommen in Niedrigkeit blieb Jesus der König. Er verzichtet freiwillig. Er muss nicht erst noch König werden – er ist es schon! „Wo ist der neu geborene König der Juden?“ – das war die Frage der Magier bei ihrer Ankunft in Jerusalem! Und trotzdem dann dieser Abstieg in unseren Alltag!
„Jesus, lieber Herr, du tauschst meine Hölle gegen deinen Himmel – danke dafür von ganzem Herzen!“